Wedding Talk: Hochzeitsfotograf Sebastian Blume im Interview
Fotograf Sebastian Blume (35) kommt aus der Nähe von Hannover und ist spezialisiert auf Hochzeiten. In den letzten Jahren hat er über 200 Hochzeiten begleitet und zählt somit zu den erfahrensten Fotografen der Region. In den letzten zwei Jahren sind wir uns auf fünf Hochzeiten begegnet. Keinem anderen Fotografen bin ich öfter über den Weg gelaufen. Wir haben uns über seinen Weg zum Hochzeitsfotografen, den Hochzeitsmarkt, Preise und Zukunftspläne unterhalten.
DJ MXM: Hallo Sebastian, du bist seit fünf Jahren Hochzeitsfotograf. Machst du das hauptberuflich?
Sebastian Blume: Ja, mittlerweile schon. Allerdings bin ich über Umwege Berufsfotograf geworden.
Wie sah dieser Umweg aus?
Da mich meine Eltern in jungen Jahren stark geprägt haben, habe ich erst den Beruf des Bürokaufmanns und dann den Beruf des Mechatronikers gelernt. Im Anschluss an die beiden Ausbildungen verpflichtete ich mich für zehn Jahre bei der Bundeswehr. Dort war ich für einen Auslandseinsatz in Afghanistan stationiert und mir wurde vor Augen geführt, wie schnell das Leben doch vorbei sein kann. Das hat mich insofern bewegt, dass ich mich beruflich nur noch auf das konzentrieren wollte, was mich wirklich erfüllt. Genau das habe ich in der Fotografie wiedergefunden, wo ich mich schon Jahre vorher privat ausprobiert hatte.
Wie bist du von der Fotografie zur Hochzeitsfotografie gekommen?
Vor vielen Jahren habe ich die Hochzeit eines Freundes fotografisch begleitet. Die kreative Arbeit mit dem Brautpaar und den Gästen hat mir so gut gefallen, dass ich davon mehr wollte.
Wie fühlt es sich für dich an, nach diesen Umwegen den für dich passenden Beruf gefunden zu haben?
Für mich bedeutet es vor allem, jeden Tag für das aufzustehen, was ich wirklich liebe. Man lebt nur einmal und sollte sich daher nicht mit den Dingen aufhalten, die einem keinen Spaß machen.
Du bist auf einem hart umkämpften Markt unterwegs. Was macht dich so erfolgreich?
Ich habe schon häufig beobachtet, wie Fotografen in den Bereich der Hochzeitsfotografie eingestiegen sind. Allerdings wird die Arbeit oft unterschätzt und der Markt selektiert dann von selbst, da viele Fotografen kommen und auch schnell wieder gehen. Hier setzen sich meine Beständigkeit und Erfahrung durch. Auch unterscheiden sich meine Bilder derzeit dadurch von anderen, dass sie zeitlos sind. Aktuell findet sich der Boho-Trend in den sozialen Medien wieder, weshalb viele Brautpaare diesen Stil für ihre Hochzeitsbilder haben möchten. Hier wird oft übersehen, dass sich Trends ändern.
Außerdem veröffentliche ich nur Bilder, die ich tatsächlich auf Hochzeiten gemacht habe. So gebe ich Interessenten einen Überblick über meine tatsächliche Arbeit. In meiner Branche werden leider häufig Models in Hochzeitskleidung an ausgewählten Locations für Hochzeitsbilder abgelichtet. Meiner Meinung nach verfälscht dies die Vorstellung des Brautpaares für Hochzeitsbilder und kann am Ende zu Enttäuschung führen. Hier bleibe ich echt und transparent! Das Brautpaar soll bei mir genau wissen, was ich ihnen anbiete.
Du hast angesprochen, dass die Arbeit des Hochzeitsfotografen unterschätzt wird. Was genau wird in deiner Branche häufig unterschätzt?
Definitiv der Zeitaufwand. Eine Hochzeit nimmt bei mir etwa 32 Stunden Arbeit in Anspruch. Dazu zähle ich das Kennenlernen des Paares vor der Hochzeit (6h), die Hochzeit selbst (oft 16h), die Nachbearbeitung der Fotos (8h) und Verträge/Rechnungen (2h). Außerdem wird oft Zuverlässigkeit, Erfahrung, Einfühlungsvermögen, Empathie, Menschenkenntnis und vieles mehr vorausgesetzt.
Was macht dir an deinem Beruf am meisten Spaß?
Definitiv die Feier. Da immer unterschiedliche Gäste zu den Hochzeiten eingeladen sind, ist es jedes Mal aufs Neue eine spannende Aufgabe, die besonderen Momente der Feier einzufangen. Hierbei spielen Menschenkenntnis und ein schnelles Reaktionsvermögen eine besondere Rolle. Wichtig ist, dass der Fotograf so weit wie möglich im Hintergrund bleibt, um die Bilder so authentisch wie möglich zu gestalten. So entstand im Laufe der Zeit auch mein Spitzname „Foto Ninja“.
Was gefällt dir dementsprechend weniger?
Leider kosten die Gruppenfotos oft wertvolle Zeit, in der andere Momente eingefangen werden könnten. Außerdem sind die Gruppenbilder fototechnisch relativ anspruchslos und machen damit weniger Spaß.
Was ist der schönste Moment, den du jemals auf einer Hochzeit erlebt hast?
Da gibt es viele Momente. Ich finde es jedes Mal schön, wenn das Brautpaar den Tag entsprechend seiner eigenen Vorstellungen gestaltet und sich nicht zu sehr von den Erwartungen von Freunden und Familie beeinflussen lässt.
Wie viel Vorlaufzeit sollte eingeplant, wenn ein Paar dich buchen möchte?
Das ist saisonabhängig. Für einen Freitag oder Samstag im Sommer sollte mich das Paar etwa 18 Monate im Voraus buchen. In der Nebensaison ist teilweise sogar ein spontaner Termin möglich.
Wie viel Budget sollte das Brautpaar für den Hochzeitsfotografen einplanen und wie ist dein Preis gestaltet?
Mein Preis liegt zwischen 1600€ und 2400€ netto. Ich biete den Brautpaaren nur Pakete an, da dies meiner Meinung nach für alle am sinnvollsten ist.
Wo liegt dein Preis im Wettbewerbsvergleich?
Genau kann ich das nicht sagen. Ich bekomme jedoch häufig das Feedback, dass ich mich im Mittelfeld bewege. Da ich meine Preise durchkalkuliert habe, sehe ich keinen Anlass, diese zu erhöhen.
Wie gewährleistest du, dass du den Wünschen deiner Auftraggeber nachkommst?
Ich treffe mich mindestens zweimal vor der Hochzeit mit dem Brautpaar, um eine gemeinsame Basis zu schaffen. Dies schafft Vertrauen, das man später auch auf den Bildern wiederfindet. Für mich ist das Treffen zwar zeitaufwendig, aber ich sehe es als absolut notwendig an und finde es auch spannend, die Paare kennenzulernen.
Wieso gibt es zwei Treffen? Wie sehen die Treffen aus?
Das erste Treffen dient dem Kennenlernen. Beim zweiten Treffen fahren wir gemeinsam zur Location und suchen nach geeigneten Orten für das Paarshooting. Dadurch, dass ich die meisten Locations schon kenne, dient das Treffen auch mehr, um miteinander vertraut zu werden. Dadurch gebe ich dem Brautpaar eine weitere Möglichkeit, sich an mich zu gewöhnen. So wird das Shooting am Hochzeitstag erfahrungsgemäß wesentlich angenehmer für das Brautpaar und somit auch für mich.
Wie stellst du dem Brautpaar nach der Nachbearbeitung die Fotos zur Verfügung und wie lange dauert dies erfahrungsgemäß?
In der Regel dauert die Nachbearbeitung zwei Werktage. Die fertigen Bilder erhält das Brautpaar ca. vier Wochen nach der Hochzeit als Online-Galerie.
Arbeitest du mit besonderen Gadgets wie Drohnen?
Ich habe zwar eine Drohne, fokussiere mich jedoch auf mein gelerntes Handwerk. Andere Dienstleister, zum Beispiel im Bereich Eventmanagement, bieten häufig ein breites Spektrum an Leistungen an. Man merkt jedoch schnell, dass die fehlende Spezialisierung oftmals zu schlechteren Ergebnissen führt. Daher konzentriere ich mich lieber auf meine eigentliche Aufgabe.
Bietest du auch eine Fotobox oder Videoaufnahmen an?
Eine Fotobox biete ich an, empfehle dem Brautpaar jedoch oft, diese über das Internet zu buchen, da ich mit den Preisen nicht mithalten kann und möchte. Außerdem habe ich ohne Fotobox mehr Freiraum für die Momentaufnahmen auf der Hochzeitsfeier. Für professionelle Videoaufnahmen kann ich einen Kollegen empfehlen.
In welchem Umkreis bist du für die Hochzeiten unterwegs?
Mein Hauptgebiet ist Hannover. Da ich neben den Hochzeiten weltweit als Fotograf unterwegs bin, gibt es für mich aber keine geografischen Grenzen. Daher bin ich auch bereit, weltweit für Hochzeiten unterwegs zu sein.
Was passiert, wenn du am Hochzeitstag spontan ausfallen solltest?
Glücklicherweise ist das bisher noch nicht passiert. Falls dies passieren sollte, bin ich in Hannover gut genug vernetzt, um für einen geeigneten Ersatz sorgen zu können.
Hast du auch Lieblingslocations?
Seefugium, Hof Frien und Gutshof Rethmar gehören zu meinen Favoriten. Allerdings finde ich Gartenpartys genauso gut wie die Feiern in voll ausgestatteten Locations. Habt einfach Spaß an eurem wichtigsten Tag, dann ist die Location eigentlich egal.
Welche Geheimtipps hast du für zukünftige Brautpaare?
Augen auf beim DJ! Ein DJ, der die Stimmung der Feiernden nicht trifft, kann eine Party um einige Stunden verkürzen. Mit dem richtigen DJ kann die Party auch im Garten richtig krachen.
Worauf würdest du bei deiner eigenen Hochzeit besonders viel wert legen?
Mir wäre ein gut gemachtes Video sehr wichtig. Ansonsten soll es einfach eine coole Party irgendwo draußen werden - mit viel Kitsch!
Die Hauptsaison für Hochzeiten ist bekanntlich der Sommer. Wie sieht dein Arbeitstag im Winter aus?
Wenn ich keine Events in Hannover habe, bin ich im Winter viel in New York unterwegs. Dort arbeite ich zusammen mit meinem Kollegen Udo Spreitzenbarth an verschiedenen Projekten. Wir hatten zum Beispiel schon Meg Ryan, die Beach Boys und Harald Glööckler vor unserer Kamera. Ansonsten bin ich gerne in Schottland. Dort komme ich zur Ruhe und kann mich auf andere Tätigkeiten konzentrieren, zum Beispiel schreibe ich in dieser Zeit für meinen Blog.
Wie sieht deine Zukunft aus?
Zurzeit plane ich viele Projekte und bin viel für meine Kampagne unterwegs. Außerdem habe ich gerade einen Hochzeitsratgeber erstellt, um den Brautpaaren meine Erfahrungen zu vermitteln, damit sich auf Hochzeiten gängige Patzer vermeiden lassen. Parallel baue ich meinen Youtube-Kanal weiter aus.
Was ist das Thema deiner Kampagne?
Es ist eine Krebskampagne. Da mich das Thema privat betrifft und mir daher sehr am Herzen liegt, habe ich mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln den Kampf gegen diese Krankheit aufgenommen.
Hast du einen Traum, den du verfolgst?
Ja, irgendwann möchte ich eine eigene Hochzeitslocation besitzen.
Das hört sich nach einem guten Plan für deine Zukunft an. Vielen Dank für das Interview.
Dankeschön, sehr gerne.