Wedding Talk: Rednerin Katharina Bode im Interview

Katharina Bode (38) ist unter dem Namen Verbindungsworte als freie Rednerin vor allem auf Hochzeiten aktiv. In den letzten Jahren hat sie eine steile Karriere hingelegt und ist bereits weit im Voraus ausgebucht. Wir haben über ihren Weg zur Rednerin, ihre Arbeitsabläufe und die Rolle ihres Netzwerks sowie ihre Lieblingslocation gesprochen.

DJ MXM: Wie lange arbeitest Du schon als Traurednerin? Machst Du das hauptberuflich?

Katharina Bode: 2020 starte ich in meine dritte Saison nach insgesamt über 50 Trauungen in den letzten zwei Jahren - verrückt! Tatsächlich bin ich aber weiterhin noch wenige Stunden in der Woche in meinem ursprünglichen Beruf als Buchhalterin tätig. Hauptberuflich bin ich jedoch mit Herz und Seele freie Rednerin.

Wow. Das ist ziemlich viel. Wie war die Entwicklung über die letzten Jahre? 

Die Entwicklung war wirklich unglaublich. Im ersten Jahr hatte ich 17 Trauungen. Im zweiten Jahr schon etwas mehr als das Doppelte. Für 2020 bin ich bereits ausgebucht und habe 35 Trauungen im Kalender stehen. Meine Saison geht dann auch nur noch von April bis Mitte September und nicht mehr wie in 2019 bis Ende November. Vielleicht kommen aber trotzdem noch weitere Trauungen dazu, denn ich kann so schlecht nein sagen, wenn ein nettes Brautpaar mich als ihre Rednerin buchen möchte.

Wie bist Du dazu gekommen, Rednerin zu werden? Welche Ausbildung hast du gemacht?

Schon als Kind stand ich regelmäßig auf unterschiedlichen Bühnen, z.B. bei Theater- und Musicalaufführungen der Schule. Als ich 2008 aus dem Schwarzwald nach Hannover gezogen bin, habe ich mich für eine Radiosendung beim Bürgerfunk Leinehertz 106.5 beworben und einen eigenverantwortlichen Sendeplatz bekommen. All dies hat mich auf meine jetzige Berufung vorbereitet. Die Tätigkeit der Traurednerin habe ich erst bei der Planung meiner eigenen Hochzeit kennen und lieben gelernt. Nach langer Recherche habe ich ein Vorbereitungsseminar von der wundervollen Wiebke Lükermann besucht, die ein Rednernetzwerk ins Leben gerufen hat, von dem ich bis heute, 3 Jahre später, immer noch wahnsinnig profitiere! Unbezahlbar!

Wie genau sieht die Zusammenarbeit in dem Netzwerk aus? 

Wir haben uns zu einem kleinen Kollektiv namens „Im Auftrag der Liebe“ zusammengeschlossen. Besonders wertvoll ist für mich der fast tägliche Austausch über WhatsApp und natürlich auch die persönlichen Treffen. Wir sprechen über unsere Arbeit, teilen unsere Erfahrungen und helfen uns gegenseitig, wo wir nur können. Ich bin mehr als dankbar, dass ich dieses Team an meiner Seite habe.  

Vermutlich unterstützt ihr Euch auch im Worst-Case-Szenario, wenn Du spontan am Hochzeitstag ausfallen solltest? 

Genau. Ich bin sicher, dass auch kurzfristig für Ersatz gesorgt werden kann. Aber ich tue natürlich alles in meiner Macht stehende, um selbst für mein Brautpaar da zu sein.

Foto: Sebastian Blume

Foto: Sebastian Blume

Kannst Du auch für andere Anlässe gebucht werden? 

Ich bereite mich gerade aktiv auf Trauerfeiern vor, da mir dieser Bereich sehr am Herzen liegt. Ich bewerbe aber noch nicht, dass man mich als Trauerrednerin buchen kann - das kommt aber bald. Ich durfte auch schon eine Willkommensfeier für die zuckersüße Lou, die Tochter meiner Rednerkollegin Mareike, durchführen. Eine tolle Erfahrung, die ich gerne wiederholen möchte.

Was unterscheidet Dich von anderen Anbietern? 

Ich habe die romantische Vorstellung, dass alle Redner/innen ähnlich engagiert und leidenschaftlich arbeiten. Als Redner bietet man nicht nur eine Dienstleistung an, sondern bringt auch sich selbst, also seine individuelle Persönlichkeit, stark mit ein. Ich verstelle mich nicht: Ich bin bei der Trauung selbst genau so, wie das Paar mich im Vorfeld kennenlernt. Sehr am Herzen liegt mir die „freie Rede“. Ich bin noch lange nicht perfekt, aber ich arbeite jeden Tag daran, besser zu werden und eine Trauung tatsächlich komplett frei sprechen zu können. Und damit meine ich nicht, sie auswendig zu lernen.  

Welchen Teil Deiner Arbeit magst Du am meisten?

Natürlich ist es immer wieder spannend und wunderschön, die Liebesgeschichten der Paare zu erfahren. Jedes Paar hat ein eigenes Beziehungskonzept und dieses ist so unterschiedlich, wie die Menschen selbst. Ich liebe es auch, für meine Paare kreativ zu werden und ihnen z.B. etwas zu basteln, womit ich ihnen eine Freude machen und sie überraschen kann. Am liebsten arbeite ich mit Papier und meinem Plotter. Natürlich liebe ich auch das sofortige Feedback meiner Paare und deren Lieblingsmenschen.

Welchen Teil würdest Du am liebsten abgeben?

Alles, was mit reiner Büroarbeit zu tun hat.

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Welcher Teil Deiner Arbeit wird unterschätzt?

Der Zeitaufwand, der in einer persönlichen und individuellen Trauung steckt. 

Wie viel Zeit kalkulierst Du denn pro Hochzeit ein? Wie genau stellst Du die Rede zusammen?

Für die Vorbereitung und Durchführung einer freien Trauung benötige ich in der Regel 30 bis 35 Stunden. Für ein erstes Kennenlerngespräch nehme ich mir bis zu 2 Stunden Zeit. Ich begleite das Paar in regelmäßigen Abständen in Form von sogenannten Fragerunden über Monate hinweg auf unterschiedlichen Kanälen: Email, Instagram, WhatsApp, Skype und telefonisch. Ich stelle ihnen pro Fragerunde jeweils 1 bis 3 Fragen, die sie dann in Ruhe beantworten können. Ein weiteres persönliches Treffen dauert ungefähr 3 bis 4 Stunden. Ich besuche die Paare hier in ihrem Zuhause und rechne natürlich auch einen möglichen Fahrtweg in meine Arbeitszeit mit ein. Gleiches gilt für den Termin, wenn wir uns gemeinsam die Location anschauen sollten.

Darüber hinaus überlege ich mir Rituale und besorge die benötigten Utensilien. Ich kontaktiere in der Regel zwischen 5 und 30 Freunde bzw. Familienmitglieder, schicke ihnen einen Fragebogen, werte dann die Antworten aus und packe alles dekorativ zusammengefasst in eine Zeitkapsel, die das Brautpaar vor dem ersten Hochzeitstag ausgehändigt bekommt. Eine wertvolle Erinnerungsbox mit allem, was ich zusammengetragen habe.

Nachdem ich im Vorfeld alle wichtigen Informationen gesammelt habe, schreibe ich ca. 6 Stunden an der eigentlichen Rede. Am Trautag bin ich mindestens eine Stunde vor Traubeginn vor Ort und bleibe meistens eine Stunde nach der Trauung. Traurednerin zu sein bedeutet also bei Weitem nicht, einfach eine Stunde lang am Trautag für das Brautpaar und die Hochzeitsgesellschaft ein paar allgemeine Worte über die Liebe zu verlieren – auch wenn sich diese Meinung in einigen Foren immer noch hartnäckig hält.  

Das klingt sehr aufwendig, spricht aber für Dich. Wie sieht Deine Preisgestaltung im Vergleich zu anderen Dienstleistern aus?

Ich habe mittlerweile herausgefunden, dass ich mich in Hannover und Umland im mittleren Preissegment bewege.

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Wie viel Vorlaufzeit sollte man einplanen, wenn man Dich buchen möchte? 

Wer an einem Samstag zwischen April und Oktober in Form einer freien Trauung heiraten möchte, sollte mich mindestens 18 Monate vorher kontaktieren. Die Freitage sind dann oftmals auch ein Jahr im Voraus vergeben.

Würdest Du auch längere Strecken auf Dich nehmen?

In den meisten Fällen bin ich in einem Radius von 100km rund um Hannover unterwegs. Ich nehme aber auch weitere Wege auf mich – weltweit.

Was machst Du im Winter?

Im Winter bereite ich mich zusammen mit meinen Brautpaaren auf die folgende Saison vor. Ich besuche die Paare in ihrem Zuhause und formuliere schon die ersten Teile der Reden. Außerdem nutze ich die Zeit, um mich auf den unterschiedlichsten Gebieten fortzubilden. Zwischendurch versuche ich natürlich auch, ein bisschen zu entspannen, mir etwas mehr Zeit für meinen Mann und meinen Hund, meine Familie und meine Freunde zu nehmen.

Auf welchen Gebieten bildest Du dich fort? Was lernst Du gerade, was Du noch nicht so gut kannst? 

Da die „freie“ Rede mein Schwerpunkt ist, versuche ich mich auf diesem Gebiet immer weiter fortzubilden. Rhetorikseminare und Toastmaster-Treffen stehen da zum Beispiel auf meiner To-do-Liste. Ich habe aber auch festgestellt, dass ich mich noch besser organisieren muss und suche auch hier nach der für mich perfekten Lösung. Zeitmanagement, emotionale Abgrenzung und Basteltechniken runden die Themengebiete ab, die mich in den Wintermonaten am meisten interessieren.

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Hast Du eine Lieblingslocation in der Region oder deutschlandweit? 

Es gibt tatsächlich unglaublich viele wunderschöne Locations hier in der Region und darüber hinaus. Es fällt mir wahnsinnig schwer, hier eine besonders hervorzuheben. Deutschlandweit hat mich z.B. Gut Kragenhof bei Kassel nachhaltig beeindruckt. 

Der Kragenhof ist ein ehemaliges Klostergut auf einer Halbinsel. Ein Ort mit viel Charme, Ruhe und Atmosphäre, an dem viele Menschen gemeinsam untergebracht werden können, egal ob in Betten, mitgebrachten Wohnwagen oder Zelten. Mit wunderschönen Ecken für eine freie Trauung (z.B. auch direkt an der Fulda) und einer großzügigen und gemütlichen Scheune für die Hochzeitsfeier. Das Gut ist perfekt, wenn man ein komplettes Hochzeitswochenende mit seinen Liebsten verbringen will. Ein wirklich schönes Fleckchen Erde.

Das klingt echt toll. Was planst Du für die Zukunft? Was sind Deine Ziele?

Ich möchte mich noch weiter mit all den großartigen unterschiedlichen Dienstleistern in der Region vernetzen. Es gibt in meinen Augen nichts Besseres als den Austausch und die Zusammenarbeit mit anderen. Ich kann von jedem etwas lernen, mich persönlich weiterentwickeln und dadurch immer besser werden. 

Hast Du einen Traum, den Du verfolgst?

Ich möchte gerne freie Trauungen auf meiner Lieblingsinsel Ameland anbieten und dort mit den Locations und Unterkünften zusammenzuarbeiten, um einer kompletten Hochzeitsgesellschaft wundervolle Tage zu ermöglichen. Dieses Projekt steht in den Startlöchern und ich bin sehr gespannt, ob es sich verwirklichen lässt.

Das klingt super. Viel Erfolg dabei und danke für Deine Zeit!

Maksim Sapiro